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Dirigent der leisen Töne

von Andrea Kerssenbrock +++ LESEPROBE aus Feine Hilfen 37 +++

(Fotos: Julie Brass)

Mehr Pferdemensch geht nicht. Stallmeister Johannes Hamminger war über 40 Jahre lang für das Wohlbefinden der Lipizzanerhengste der Spanischen Hofreitschule verantwortlich. Niemand kennt die Bedürfnisse der berühmten Schulhengste so gut wie der „Stallmeister der Nation“.

Wir müssen nur hinhören! Johannes Hamminger ist Pferdemensch durch und durch. Er kennt alle Geheimnisse, die ein gesundes und zufriedenes Pferd ausmachen. Mit dem Buch „Das Pferd sagt es uns jeden Tag“ führt uns Johannes Hamminger in seine Welt der Pferde, in der er beobachtet, kommuniziert und agiert. Als „Stallmeister der Nation“ war Hamminger über 40 Jahre lang für das Wohlbefinden der Lipizzanerhengste der Spanischen Hofreitschule verantwortlich. Er kennt die Bedürfnisse seiner Schulhengste wie ihrer Väter und Großväter. Er weiß die über Generationen tradierten Kenntnisse seiner Vorgänger einzusetzen, war und ist Neuerungen gegenüber immer aufgeschlossen. Mehr noch, er hat viele neue Errungenschaften durchgesetzt und in den historischen Gemäuern der Stallburg umgesetzt. Stets das Wohl des Pferdes im Auge und ohne laute Töne hat er sein Leben auf das Wohl der Pferde abgestimmt.

Stationen mit dem Pferd

Johannes Hammingers Demut vor dem Pferd, diesem Geschöpf, „dem wir gar nicht genug danken können“, ist beispielhaft. Über Jahrtausende hat es uns begleitet und treu gedient, sei es bei der Eroberung von Ländern, als Arbeits-, Zug- und Reittier oder als Partner im Sport. Diese Partnerschaft zwischen Mensch und Tier ist einmalig und ein ganz besonderes Privileg für uns Menschen. Darum legt Johannes Hamminger großen Wert auf einen achtsamen Umgang mit dem Pferd. Im Leben der berühmten Lipizzaner-Hengste hat er für deren optimale Work-Life-Balance gesorgt. Hammingers Lebenslauf ist geprägt von Stationen mit dem Pferd. Für ihn war es nur konsequent, als er am ersten März 1976 in den Dienst der Spanischen Hofreitschule eintrat. „Wir haben zuhause immer Pferde gehabt“, erzählt Hamminger von den Anfängen der Reiterei auf einem Haflinger. Er hat das Reiten eher beiläufig gelernt – so, wie das früher eben war. Er konnte galoppieren wie der Teufel, Blümchen pflücken vom Pferd aus und aus dem Stand auf jedes noch so hohe Tier aufspringen.
Bei einem kleinen ländlichen Turnier saß eines Tages kein geringerer als Brigadier Kurt Albrecht, langjähriger Leiter der Spanischen Hofreitschule, im Richterhaus. Der Junge Hannes Hamminger zögerte nicht und stellte sich Albrecht vor. Das war zu einer Zeit als man sein Pferd noch aufs Turnier und nach dem Bewerb wieder nach Hause ritt. Wenig später flatterte eine Einladung zum Vorreiten ins Haus. Im Laufe der Jahre hat sich Johannes Hamminger einen hervorragenden Ruf als Züchter erstklassiger Warmblutpferde gemacht. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit an der Spanischen Hofreitschule hat er auf dem Hof seiner Eltern eine kleine, aber feine Pferdezucht betrieben aus der zahlreiche Materialsieger und Bundeschampions hervorgingen. Pferde aus der Zucht Hammingers zeichneten sich nicht nur durch Gang und Exterieur aus, sie waren zudem extrem nervenstarke und leistungsbereite Modelle mit einem herausragenden Interieur.

40 Jahre –Zeit der Veränderungen

In den über 40 Jahren an der Spanischen Hofreitschule hat sich im Pferdesport viel verändert. Und auch in der Hofburg brach sich die Entwicklung Bahn. Johannes Hamminger absolvierte seine Lehrzeit und bildete den Hengst Pluto Verona aus, der später als Stammhengst des Stanglwirts Berühmtheit erlangte. Mit Conversano Kitty I ritt Hamminger bis zu seiner Bestellung als Stallmeister im Jahr 1989 in der Schulquadrille. Seitdem liegt das Wohl der Hengste in seinen Händen, und Hamminger war sich seiner Verantwortung stets bewusst.

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Das Pferd sagt es uns jeden Tag

ISBN 9783840410857

Cadmos Verlag, 144 Seiten, 19,95€

Category: Besondere Themen, Dressur, Pferdegesundheit

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